Manas

Aus Epen-Zirkel-Wiki

Symposien

  • 14.Januar 2014 - 20:30 bei Andreas: Vorwort, Episode 1
  • 21.Januar 2014 - 20:30 bei Matthias: Planung der weiteren Schritte
  • 10.Februar 2014 - 20:30 bei Tiemo: Referate aus "12 Vorlesungen über die Geschichte der Türken Mittelasiens" & "Die Araber: Von der vorislamischen Zeit bis zur Gegenwart"
  • 6.März 2014 - 20:30 bei Andreas: Referate zum Koran
  • 24.März 2014 - 20:30 bei Matthias: Episode 1 & Anfang 2
  • 12.Mai 2014 - 20:30 bei Matthias gelesen bis II/1453
  • 12.Juni 2014 - 20:30 bei Matthias gelesen bis II/1862

Enzyklopädische Einführung

Das Manas-Epos handelt von dem Kampf des mythischen kirgisischen Volkshelden Manas und seiner Gefährten und Nachkommen im 9. Jahrhundert gegen die Uiguren und ist das wichtigste Werk der klassischen kirgisischen Literatur.

Das Werk umfasst fast 500.000 Verse und ist damit zwanzig Mal so lang wie Homers Odyssee und Ilias zusammen. Über viele Generationen nur mündlich von Manaschis, hoch angesehenen, den türkischen Aşıklar ähnlichen Volkssängern in melodischem Redegesang überliefert, wurde das Epos erst 1885 schriftlich niedergelegt. Über seine Ursprünge gibt es verschiedene Ansichten: Manche Literaturforscher gehen vom 6. bis 10. Jahrhundert aus, andere vom 11. und 12., und wieder andere erst vom 15. bis 18. Jahrhundert.

Heute existieren mindestens 65 verschiedene gedruckte Versionen des Werks oder von Teilen davon. Eine neue Übersetzung des Gesamtwerks ins Englische durch Walter May wurde 1995, zum mutmaßlich tausendsten Jubiläum der Geburt von Manas, veröffentlicht und 2004 in zwei Bänden neu gedruckt.

Teile des Epos werden heute bei festlichen Gelegenheiten gern und häufig von Manaschis rezitiert, normalerweise begleitet von einer oder mehreren Komuz, einer gezupften dreisaitigen Langhalslaute, die von den Musikern ausgesprochen virtuos gehandhabt wird.

Der Held Manas soll in den Ala-Too-Bergen in der Region Talas in im Nordwesten von Kirgisistan geboren sein. Ein Mausoleum einige Kilometer östlich der Stadt Talas soll seine sterblichen Reste bergen und ist eine beliebte Ausflugs- und Feststätte, wo seit 1995 im Sommer eindrucksvolle kirgisische Reiterspiele aufgeführt werden. Allerdings heißt es in einer Fassadenbeschriftung, dass das Mausoleum „... der ruhmreichsten der Frauen, Kenizek-Khatun, der Tochter des Emirs Abuka“ gewidmet sei. Der Legende zufolge soll Kanikey, die Witwe des Manas, diese Inschrift angeordnet haben, um die Feinde ihres Mannes irre zu führen und eine Grabschändung zu verhindern. Das Gebäude, bekannt als „Manastin Khumbuzu“ oder „Der Ghumbez des Manas“, wurde vermutlich 1334 errichtet. In der Nähe steht ein Museum, das Manas und seiner Legende gewidmet ist.

Inhaltliche Zusammenfassung

Teil 1

  • 1-39: Beschreibung der Vorfahren des Manas und Hoffnung an seine Fähigkeiten.
  • 40-72: Geburt Manas und Prophezeiungen und Bestätigung durch den schon sprechenden in der Wiege liegenden Manas - er will den Muslimen den Weg öffnen.
  • 73-143: Beauftragung Durch den Vater Jakyp Kan an Bakai Kan, Manas die Welt zu zeigen.
  • 144-152: Bakai Kan bestätigt den Auftrag.
  • 153-164: kurzbeschreibung welche Fähigkeiten Manas zum vierzehnten Lebensjahr erwarb.

Teil 2

  • 1-16: Geburt Alman Bets, als Sohn Kara Kans.
  • 17-65: Held Köktschö begründet sein Volk und trifft dabei Alman Bet.
  • 66-101: Die beiden Helden lernen sich kennen.
  • 102-125: In der rede zu religiösen dingen ensteht der Wunsch Alman Bets, den Koran zu sehen.
  • 125-164: Köktschö gitb Alman Bet die Möglichkeit den Koran zu lesen. Alman Bet will daraufhin Muslime werden
  • 165-177: Alman Bet und Köktschö werden Freunde.
  • 178-200: Alman Bet beschliesst, sein eigenes Volk, die Oirot, zu Muslime zu machen und inmitten der Muslimen flussaufwärts anzusiedeln (evtl metaphorisch gemeint).
  • 201-231: Alman Bet ritt zu seinem Vater und versucht ihn zu überzeugen, dass Kara Kans Volk konvertiert
  • 232-274: Kara Kan bezeugt seinem Volk Treue und beauftragt sein Volk, Alman Bet zu töten, die sich in einen Hinterhalt legen.
  • 275-306: Alman Bet tritt wiederum vor seinen Vater und versucht ihn zu bekehren, dieser lehnt aber ab und verstösst ihn.
  • 307-335: Alman Bet spricht mit seiner Mutter, damit sie ihn nicht auch verstösse.
  • 336-449: Beim Verlassen trifft er auf das im Hinterhalt liegende Heer, töte alle Fürsten der Oirot.
  • 450-511: Alman Bet bietet sich als Freund und Unterstützer für Köktschö an und wird von diesem auch zu sich eingeladen (die Teile der Familie nomadisieren zusammen).
  • 512-552: Das Volk und vorallem die Frauen bereiten sich auf die Ankunft Alman Bets vor.
  • 553-590: Begrüssung Alman Bets durch die Frauen Köktschös
  • 591-619: Kleine Zwistigkeit zwischen Köktschö und seiner Frau Ak Erkätsch, weil sie sein Pferd nicht hält bei seinem Absteigen.
  • 620-697: Alman Bet wird besonders gut bewirtet und ihm wird eine Schlafstätte zugewiesen - am nächsten Morgen werden ihm zum Frühstück sogar zwei Stuten geschlachtet.
  • 698-719: Alman Bet lebte nun bei Köktschö und mehrte so seht den Wohlstand der Sippe, dass bei den Gefährten Köktschös Neid entstand.
  • 720-759: Die Gefährten intrigieren indem sie Alman Bet vor Köktschö bezichtigen, Ak Erkätsch des nachts beigewohnt zu haben.
  • 760-827: Köktschö lässt nach Alman Bet rufen, bevor dieser jedoch zu ihm reitet, offenbart er seine Verwirrung dem Vater Köktschös. Bei Köktschö wird er missachtet umd tritt einer verwirrten Gesellschaft gegenüber.
  • 828-856: Alman Bet werden Vorwürfe gemacht, ob er seinen Gastgebern vieles entwenden würde und ob Ak Erkätsch sich ihm ergeben hat.
  • 857-863: "Gegen Gott hilft keine List" und Verlangen nach Brandwein - evtl. ein Eingeständnis* 864-892: Köktschö bittet Alman Bet darum Pferde und Kleidung für die Abreise zu erbitten, doch Alman Bet bittet um Köktschös eigenes Pferd und seine Kleidung.
  • 893-914: Diskurs über die Frage, wonach Alman Bet bitten dürfte (Blauer vs. gelber Schecke und ähnliches).
  • 915-927: Köktschtö fragt, warum Alman Bet nicht geht.* 928-999: Eskalation des Gesrpächs bis zur Verfluchung und Racheandeutung.
  • 1002-1002: Alman Bet kündigt die Freundschaft auf.
  • 1003-1006: Alman Bet zieht ab.
  • 1007-1059: Ak Erkätsch macht sich hübsch und bietet Alman Bet ihre Hilfe an, Köktschö umzustimmen, Alman Bet doch das passende Pferd und die passende Kleidung zu geben.
  • 1060-1094: Ak Erkätsch erklärt Köktschö, dass er zugrund gerichtet wird, wenn er Alman Bet ohne die erbetenen Dinge ziehen lässt. Köktschö soll Alman Bet auch erst am achten Tag entlassen, auch der Götter (& Kydir) wegen.
  • 1095-1099: Köktschö will sich nicht überzeugen lassen, auch wenn Ak Erkätsch ihn verliesse.
  • 1100-1110: Ak Erkätsch sagt ihm, dass Alman Bet ansonsten gewaltsam ihm sein Pferd entreissen würde und er Pferschaaren verlieren würde.
  • 1111-1114: Köktschö willl seinen blauen Schecken und den blauen Panzer an Alman Bet übergeben und lässt nach ihm rufen.
  • 1115-1123: Alman Bet ist aber betrunken und lagert laut den Freunden im Schatten einer Tanne.
  • 1123-1132: Bei genauer Prüfung durch Ak Erkätsch ist er aber dann doch bereits fortgeritten - anstelle des blauen Falben nun mit einem Fuchs.
  • -1862:

Teil 3

1132-34 Mamas hat einen Traum 1135-72 Auflistung der herbeigerufenen Gefährten 1172-1215 jakyp, Vater des Mamas, soll den Traum deuten; in-Aussicht-Stellung von Belohnung, verbunden mit Drohung ("deutet richtig er den Traum... Deuten meinen träum er falsch..."; 1206/1209). Deutet der Vater den Traum falsch, kommt dessen Sohn(!) nach Sibirien, USW (1210); 1216-97 manas selbst macht sich zum Vater auf, mit paradepferd prunkpanzer und legendärem Schwert, wiederholt das brimborium um den Traum, erneuert die Drohung bei fehldeutung (1283ff). Das Vol hat schon Angst um den Vater (und auch die Mutter)-scheinbar nicht zu unrecht. 1298-1312 entspann adschy bai ("der verwirrtes stets gelöset...") die Situation: manas soll seinen Traum doch erstmal schildern. 1313-28 tut manas das endlich (Inhalt: Wild und geflügel fällt tot um, wenn Mamas mit Hund und Pferd zur Jagd geht...!?) 1329-60 nimmt Adschy Bai die Gefahr auf sich, den Traum zu deuten: " eines Fürsten trefflich Kind ... Wird wohl bei dir sich niederlassen." (1343-46) 1361-1435 ist Manas begeistert, schenkt Adschy seinen Panzer, erweitert die Deutung dahingehend, dass er "des Fürsten Kind" als Alman Bet identifiziert. Es werden Vorbereitungen getroffen, dem Helden entgegenzufiebern, obgleich man nicht weiß, ob der in friedlicher Absicht kommt. 1436 beginnt der Zug des Heeres, dem Alman Bet entgegen. 1463-68 eine teezeremonie 1497 macht Manas einen Reiter in de Ferne aus. 1513 erspäht auch Alman Bet etwas, dem er folgt und erkennt 1540-48, daß er einem Größeren, Mächtigerem folgt. 1553-76 trifft Manas Vorbereitungen zum Empfang des Fremden, von dessen Absichten man noch nichts weiß. 1577 kommt Alman Bet, (Und ab hier drängt sich mir der Vergleich mit der ANkunft Siegfrieds bei den Burgundern auf) fängt eine Lerche im Galopp, verweigert das Gespräch mit dem Empfangskommittee, will nur mit dem Fürsten sprechen, wird 1648 von Adschy Bai tatsächlich zu Manas vorgelassen. Das Ganze hätte auch fürchterlich schiefgehen können. Der Text deutet es an 1609/10 "Alman Bet und Held Manas, wie nur werden sie sich grüßen?"- per Handschlag oder per Schwertstreich... Und in Alman Bets fatalistischem Ausruf, als er bei Manas eintritt:"Gottes Wille ist's, wer kann gegen seine Macht sich stemmen?"(1642/43) -tut es aber nicht! Herzlich Begrüßung 1690 Teezeremonie1700-04 Kostbare GeSchenke des Manas, die Alman Bet aber nicht annimmt, mit Ausnähme eines Pferdes (1745) Manas will jetzt einen wegtrittst veranstalten (1757 ff) Jakyp Bai soll alles richten. Dieser verunsichert die Boten ab 1800 mit seinen Nachfragen nach deren Kenntnis der Herkunft ihres Volkes. Die sind unwissend. Jakyb deutet Überlegenheit Alman Bets an (1812/13) ?Wetteeiten 1831-39: wer ist Gewinner? 1841 kommt Mutter des Manas. Anblich des Manas uns Alman Bets erzeugt bei ihr Milchfluß. Alman Bet schlägt vor, daß jeder der beiden aus einer Brust trinke möge. Sie tun das und erzeugen so eine Brüderschaft, welche sich durch das anschließendßende Zechen verfestigt oder geradezu erst wirksam wird (1862)




Fragen, Kurzeinträge, Thesen, Literatur

Fragen, Kurzeinträge

Epenvergleich: Schlüsselthemen und vergleichende Charakteristik

Übergreifende Thesen

Literatur, Quellen Links

Basisliteratur

Zusatzquellen

Ausführliche Themen

10.Februar 2014: Türkisierung Zentralasiens ab ca 6 Jh. n Chr. bis 13 Jh.

aus Media:Menzel-Schaeder-Geschichte_der_Türken_Mittelasiens-1935.pdf

  • Herrschervölker in der Mongolei und in Turkestans

Im 6. Jahrhundert fielen die heute als On-Ok bezeichneten Kök-Türken in Turkestan ein und errichteten in diesem Gebiet ihr westliches Teil-Khanat, dass sich bis zum Jahr 745 halten konnte. 745 übernehmen die Uighuren bis 840 als ein weiteres Türkvolk neben Oghuzen, Seldschuken & Chasaren die Macht in der Mongolei.

Uighuren waren zum Teil Nomaden (es gab aber auch stadtartige Siedlungen). Ab 840 herrschten die Jenissei-Kirgisen in der Mongolei, Nomaden wurden nach chinesisch Turkestan vertrieben und wurden da teilweise sesshaft. (Weitere dokumentierte Türkvölker ab dem 10 jh. : Ghuzen, Garluq, Tughuzghuz, Turkmenen, Usbeken, Karakalpaken, Kasachen, Tataren, Aserbaidschaner, Karäim, Krimtürken, Turk-Mescheten und Türken.) Die Islamische Periode startet bei den Türkvölkern ab dem 11.Jahrhundert - Vereinigung der Iranier Persiens und Mittelasiens -> Migrationsbewegung von Persern nach Osten. Im 11 Jh. kriegerische Auseinandersetzungen nach Süden mit den Tibetern. Während der zweiten Hälfte des 11. und der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts war West-Turkestan ein Teil des ausgedehnten Seldschukenreiches (Türkvolk) In der zweiten Hälfte des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts befand es sich unter der Oberherrschaft der (nichtmuslimischen) Qara-Chitai bevor diese durch die Qarachniden und später den Mongoleneinfall (Dschinghis Khan) verdrängt wurden

  • Türken vs. Araber/Perser

Das Wort Araber existiert zur Zeit der Orchoninschriften (730) noch nicht.

Türkvölker wurden im Unterschied zu Iraniern nicht durch Araber aus dem Westen unterworfen. Die Araber im Westen wehrten nur die Angriffe auf die „Kulturländer“ ab (705-715). Ab 8. Jh. bauten Araber Wälle gegen die Menschen im Osten.

Auch die Samaniden (Iranier/Perser) vergrößerten den gebietsmässigen Einfluss des Islam nur unwesentlich, aber der kulturelle Einfluss auf die Türken wuchs, zum Teil kam es kurz vor dem Fall der persischen Sassaniden (9./10. Jh.) auch zu Bündnisse, die den kulturellen und religiösen Austausch verstärkten.

  • Religion

Türkvölker blieben lange (insbesondere in Ost-Turkestan) schamistisch mit wenig Einfluss durch Buddhismus und Islam. Buddhismus hatte bereits um 600 Einfluss auf die Türken. Nach dem Sieg über die Perser (Sassaniden im 9 Jh) wurden die Türken Zoroaster (siehe Zarathustra). Ab 760 sind Einflüsse der Manichäer (Perser "Mani" als Religionsstifter, Kontakte der Türkvölker nach Babylon) und des Christentums bis nach Ost-Turkestan (chinesisch Turkestan wurde von Uighuren bewohnt, insofern hier auch budhistische Belege). Die Islam war ursprünglich (ab 7 Jh. im westlichen Teil Mittelasiens) nicht missionarisch tätig - die Türkvölkwer im westlichen Teil Turkestans wurden islamisch.

  • Handel

Handelsbeziehungen zu den Indern und nach China - später zu den Iraniern.

  • Validität der Quellen

Die Historie in der Mongolei und chinesischen Turkestan wurde durch chinesische Schriften dokumentiert, da die Islamische Welt diese Ereignisse kaum wiedergab. Mohammedaner (Araber/Perser) kannten und nutzen zwar die alten Handelswege nach Osten, es gibt aber kaum Berichte von den Türkvölkern im mongolischen Norden - generell gibt es in den umfangreichen geografischen Schriften der Mohammedaner kaum Berichte über die Türkvölker im Osten. Andererseits wurden veraltete Texte über Jahrhunderte wiederholt in der ismamischen Welt wiedergegeben, in denen man den Türken ihrer mächtigen Stellung in der isamaischen Welt nicht gerecht wurde.

  • Sprache

Die Sprache bei den Türkvölkern Zentralasiens wurde mit der Zeit das Persische und blieb im kleineren Maß das Türkische, im östlichen Teil nahm das chinesische seinen Einfluß.


auch noch am 10.02.2014: Die Araber (nach Heinz Halm)

- Araber ist, wer arabisch spricht - und das tun 280 Mio Menschen. Die Wortbedeutung ist unklar. Der Begriff wird bereits 853 v.Chr. für beduinische (also aus Kamelnomaden bestehende) assyrische Hilfstruppen benutzt. Auch bei Xerxes' Griechenzug 480 v.Chr. sind arabische Bogenschützen auf Kamelen dabei. Das Arabische ist eine semitische Sprache, verwandt also z.B. dem Akkadischen, dem Hebräischen, dem Aramäischen... Die Schrift hat sich, wie auch die griechische und die lateinische, aus einer phönizischen Urform entwickelt. Sie besteht aus 28 Zeichen - ausschließlich für Konsonanten.

- 64 v. Chr. kommen die Römer in die Levante, 30 v.Chr. nach Ägypten. Die Araber stehen also zwischen Persien und (Ost-) Rom. Bis zu Mohammed (etwa 570 - 632 n.Chr.) gibt es keine einheitliche politische Ordnung.

- Zur Zeit Mohammeds sind 3 von 5 Stämmen in Medina jüdisch. Im geographischen Raum gibt es auch viele Christen. Darüber hinaus werden weit verbreitet arabische Naturgottheiten verehrt. Die Kaba in Mekka ist z.B. ein würfelförmiger Tempel für den Gott Hubal. In Mekka selbst, wohlhabend wegen des vielbesuchten Tempels und der Lage an der "Weihrauchstrasse" vom Jemen nach Damasjus, gibt es keine christlichen oder jüdischen Gemeinden. Hier wird Mohammed um 570 geboren und tritt ab etwa 610 als monotheistischer Prophet auf, wird aber unterdrückt und bedroht, so dass er 622 ins 350 km entfernte Medina auswandert. Bei ihm sind "die Ergebenen" (die "muslimun", mit ihrer "Ergebung" oder "Hingabe" - dem "Islam"). In Medina entsteht die Urgemeinde, die "Gemeinschaft" (die "umma") und wird mächtig. Da göttlich eingesetzt, ist die umma unauflösbar. Nach 10 Jahren ist praktisch die gesamte arabische Halbinsel islamisch. Auch Christen, auch Juden, auch Mekka schließen sich der neuen religiösen Bewegung an. Der Gründer stirbt 632 in Medina.

- Die 4 ersten Nachfolger ("Kalifen") sind noch direkte Weggefährten des Mohammed. Sie alle sind Angehörige eines, eigentlich mekkanischen, Stammes. Schon unter den ersten 4 Kalifen gibt es eine starke Expansion des Islam, etwa nach Ägypten und Mesopotamien. Danach wird die weniger religiös inspirierte Familie der Umayyaden für 90 Jahre das Kalifenamt übernehmen und das Machtzentrum nach Damaskus verlegen. Die Nachkommen des 4. Kalifen Ali initiieren eine Aufstand gegen die Umayyaden, der niedergeworfen wird, was ihnen einen Märtyrerstatus ein- und die "Partei" der Schiiten hervorbringt. Die bis heute andauernde Spaltung des Islam ist damit angelegt.

- Die Expansion geht weiter: Im 8. Jh. sind etwa Buchara, Samarkant und Taschkent islamisch. Hier ist die "Front" zu den aus den nördlichen Steppen andrängenden Turkvölkern (und der kontextuale Schauplatz der Alman-Bet-Geschichte des Manas). 751 findet am Fluss Talass (in Kirgisien) ein Grenzgefecht mit den Chinesen statt. Etliche kriegsgefangene Chinesen sind Papierwerker, und so kommt die Kunst der Papierherstellung in die arabische Welt. Ein ungeheurer Schub! Somit wird Literatur möglich und Al-Arabiyya, die arabische Sprache ermöglicht einen Kulturtransfer im riesigen Raum von Toledo bis Samarkant. Mit gewissen Einschränkungen: Der Iran hatte sich der Arabisierung verschlossen. Hier gilt das (Neu-) Persisch ab dem 10. Jh. als Literatursprache. Die monotheistische Zarathustra-Lehre war dem Islam gewichen, allerdings vornehmlich in dessen schiitischer Ausprägung. Ägypten ist durch die Kopten bis ins 15.Jh. ein überwiegend christliches Land geblieben. Die (militärischen) Machtzentren waren aber schnell islamisch. Die koptischen Christen machen heute noch eine etwa 10 % starke Bevölkerungsgruppe aus. Wenig arabisiert wurde auch das berberophone Marokko. Die Expansion nach Nordosten wird durch Karl Martell bei Poitiers und Tours gestoppt.

- Die Umayyaden-Dynastie wird 750 abgelöst durch das "abassidische" Kalifat von Bagdad, das bis 1258 bestehen bleiben wird. Bagdad hat um 800 unter Harun al-Raschid 1 Mio Einwohner. Eine ausgefeilte Bürokratie entsteht mit Ämtern wie etwa dem Wesir (leitender Minister) oder dem Emir (eine Art Gouverneur). Die Bagdader Kalifen sichern ihre Macht durch die teilweise 20.000 Mann starke Militärkaste der "Mamluken". Das Wort bedeutet Sklave und beschreibt die zu Kriegsdiensten eingesetzten Gefangenen der nomadisierenden Turkvölker Zentralasiens. ("Mamluken" in Spanien und Nordafrika sind hingegen überwiegend Osteuropäer = "Slawen".) Die abassidischen Kalifen stehen meistenteils unter der Protektion von "Schutzherren", zunächst der persischen, schiitischen Buyiden, später der türkischen Seldschuken. Der Seldschukische "Sultan" (="Herrscher") residiert in Isfahan und hat neben (oder über) dem Kalifen in Bagdad die faktische Macht der arabischen Welt. An 1071 überrennen die Seldschuken das christlich-griechische Kleinasien. 1258 stehen die Mongolen vor Bagdad. Das ist das Ende des Kalifats.

- Noch einmal zum Kulturtransfer: Die Aristoteles- (bzw. die gesamte Antiken-) Rezeption (Platon fehlt allerdings fast ganz) kommt ab 800 über die christlichen Aramäer ins Arabische - und von dort über Spanien zurück nach Europa. Die "Sarrazenen" (nach dem griechischen Namen eines arabischen Stammes auf dem Sinai) erobern und prägen Al-Andalus. Die "Reconquista" verleibt sich Gebiet, Kultur und Wissen (in einem bis 1492 andauernden Prozess) wieder ein. Ibn Ruschd lebt im 12. Jh. in Cordoba. Auch die von den Indern übernommene Mathematik wird als Wissenschaft weiter etabliert. Viele Begrifflichkeiten ("Algebra"; "Algorithmus", ...) sind arabischen Ursprungs.