Games of Thrones: Unterschied zwischen den Versionen

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* 11. Januar 2016 - 20:30 bei Matthias: Teile 3 und 4
* 11. Januar 2016 - 20:30 bei Matthias: Teile 3 und 4
* 10. Februar 2016 - 20:30 bei Matthias: Teile 9 und 10 (Teile 5-8 vorab selber anschauen - z.B. per PC bei Amazon oder Ipad via iTunes-APP, oder Videoverleih)
* 10. Februar 2016 - 20:30 bei Matthias: Teile 9 und 10 (Teile 5-8 vorab selber anschauen - z.B. per PC bei Amazon oder Ipad via iTunes-APP, oder Videoverleih)
* 14. März 2016 - 20:30 bei Tiemo: Nachbetrachtung und Neuorientierung auf neues Thema


== Fragen, Kurzeinträge, Thesen, Literatur==
== Fragen, Kurzeinträge, Thesen, Literatur==
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* die Geschichte hat kein Ziel, entwickelt keine "Moral der Geschichte" sondern spielt mit moderner Vielfältigkeit und Verworrenheit, gleichzeitig in einem Settin, in dem jeder einzelne Charakter und Protagonist eher konservativ fixiert ist
* die Geschichte hat kein Ziel, entwickelt keine "Moral der Geschichte" sondern spielt mit moderner Vielfältigkeit und Verworrenheit, gleichzeitig in einem Settin, in dem jeder einzelne Charakter und Protagonist eher konservativ fixiert ist
* Die Staffel 1 (Folgen 1 - 10) hat als Klammer zwei Parallelstellen mit Ned Stark:
* Die Staffel 1 (Folgen 1 - 10) hat als Klammer zwei Parallelstellen mit Ned Stark:
Früh in Folge 1 schlägt er als Scharfrichter einem desertierten Mauerwächter (dem keiner seine Geschichte glauben will) den Kopf ab. -
Spät in Folge 10 wird er (zu Unrecht des Verrats beschuldigt) auf gleiche Weise am Königshof hingerichtet.
* Die sieben Königreiche als Analogie zur menschlichen Seele:
Das Böse wird draußen vermutet. Die Grenze zwischen Innen und Außen wird, wo nicht natürlich (als Meer) vorhanden künstlich (als Mauer) errichtet. Die von Innen wirkenden Wächter dieser Grenze nähern sich durch institutionalisierten Verzicht auf Liebe (in Form von Ehe und Familie) strukturell dem Bösen an. Das Böse und seine zersetzende Kraft ist (nicht nur damit) aber genauso im Innern zu Hause.
* Tobias: Game of Thrones – Analyse. Januar 2016.
Dialektik der Technik
Das Spiel von Game of Thrones entspringt einer Differenz aus Schnee, die Nordwand, die das Böse aus der Kälte vom Guten des warmen Südens trennt. Und doch ist diese Trennung Schein. Zunächst ist die unüberwindbar scheinende Mauer ein Meister-Werk der Technik gegen die kalt-böse, zerstörerische Natur wilder Bestien und wilder Menschen, an ihr kommt Technik zur Anwendung (der Fahrstuhl) und man kann sie nur durch Technik durchbrechen (die Getriebe der Tunneltore). Und doch reicht sie nicht aus, weder in Richtung Norden noch in Richtung Süden. Denn das Böse (genaus so wie das Gute) ist nicht dort, wo es scheint.
Als Technikwerk zur Scheidung geschaffen, muss die Mauer durch Technik durchbrochen werden, um dort, wo das Böse im grünen Wald schlummert (die weißen Wanderer), dafür zu sorgen, dass es nicht aufwacht – oder wenn dem so ist, es zurückzudrängen, zu bekämpfen, in unendlichen Abfolgen immer wieder zu besiegen. Wie in Star Wars und in Herr der Ringe, ist Technik in Game of Thrones an Gleichschaltung und Normierung gebunden, an Traditionsverlust und Hörigkeit, an Krieger und Gebieter – auch wenn der eigentliche Techniker unsichtbar bleibt. Organisierende Kraft ist vielmehr der Widerstand gegen das Andere der Mauer, das Wilde, das Natürliche. Hier ist jedoch im Auge zu behalten, dass es zwischen Star Wars und Herr der Ringe auf der einen Seite und Game of Thrones auf der anderen Seite zu einer entscheidenden Verschiebung kommt: Tritt Technik in Form von Organisation, Gleichschaltung und Massenproduktion dort in die Dienste des Bösen – unter den Reihen der Orks und der imperialen Streitkräfte –, wird sie hier Mittel der Guten. Doch reicht das Mittel, wie angedeutet, nicht. Das Böse tötet die Widerständler, nähert sich und dringt auf verschlungenen Wegen auf die andere Seite (etwa in Form von Scheintoten).
Diese Durchdringung und Infiltration ist jedoch keineswegs einfach, keine einfache Bewegung von außen nach innen oder von Norden nach Süden. Die Wilde, die nach innen kommt, wird zum Objekt der Wildheit, die scheinbar draußen wohnt. Die Herrscher der Mauer erweisen sich als un-menschlich, arrogant, und allzu menschlich. Und dies Allzumenschliche versteht sich wiederum als Reaktion auf das Unmenschliche der Mauer, die ihrerseits Technik ist. Der Nordwächter gibt das ab, was der Mensch im Süden ist: Individualität, Liebe, Freundschaft, Familie. Er wird damit tendenziell zu dem, wovor er die anderen schützt. Durch diese Annäherung ist die Inversion programmiert. Das Böse im Guten ist auf beiden Seiten der Mauer. Die Wildlinge erliegen ihm genauso in der Kälte wie die feinen Südlinge in der Wärme. Umgekehrt wird der wilde Drogo immer mehr zum sublimen Kulturwesen, und die Herren der Wilden zu wilden Giftmischern.
Diese Logik durchdringt das Spiel, macht es zum Spiel, ist ein Spiel um Macht, ein Spiel um den Thron, oder dessen Plural im Raum seiner Differenzierung. Hier erweist sich Game of Thrones auch moderner als Herr der Ringe. Während das Auenland fern der Technik den Frieden einer durch und durch guten Welt darstellt, in dem das Böse nur spießbürgerliche Allüren durchläuft, kommt es in Game of Thrones auch im Hinterland – dem sich das Böse zugleich von Süden zu nähern scheint – zu einer systemisch ausgespielten Durchdringung von Gut und Böse in Form nicht endender Intrigen und Machtkämpfe. Hier scheint das Böse vergessen, so fern wie die Nordwand, und doch ist es präsenter als dort, ungetrennt, den Menschen inne. Keine Jedi-Ritter, keine Beutlinge, keine guten Menschen. Technikvergessen, setzen die Hinterwäldler auf eine Technik, die ihnen nur scheinbar hilft. Es bleibt zu hinterfragen, inwiefern diese Dialektik der Technik und ihre ambivalente Rolle derjenigen entspricht, durch die Horkheimer und Adorno Odysseus vereinnahmten.


=== Literatur, Quellen Links ===
=== Literatur, Quellen Links ===
==== Zusatzquellen ====
* [[Media:Fischer-Kerli-Technikkritik und Neokonservatismus in Star Wars-1999.pdf]]
* [[Media:Steiner-Transmediales Erzählen im narrativen-Universum von Game of Thrones-2015.pdf]]

Aktuelle Version vom 19. März 2016, 11:14 Uhr

Symposien

  • 21. Dezember 2015 - 20:30 bei Tiemo: Game of Thrones 1.Staffel, Teile 1 und 2
  • 11. Januar 2016 - 20:30 bei Matthias: Teile 3 und 4
  • 10. Februar 2016 - 20:30 bei Matthias: Teile 9 und 10 (Teile 5-8 vorab selber anschauen - z.B. per PC bei Amazon oder Ipad via iTunes-APP, oder Videoverleih)
  • 14. März 2016 - 20:30 bei Tiemo: Nachbetrachtung und Neuorientierung auf neues Thema

Fragen, Kurzeinträge, Thesen, Literatur

Fragen, Kurzeinträge, Thesen

  • Es werden eine Vielzahl von Erzählsträngen genutzt, die nur dank erweiterter Kommunikationskanäle (Bild und Ton) aufnehmbar sind
  • Die Fäden sind anfangs nur wenig verbunden (und tendieren auch nicht alle dazu sich schnell zu verbinden, da sich ansonsten kein "Suchteffekt" ergeben würde
  • Es gibt anfangs noch keinen zentralen Helden, eher mehrere wesentliche Protagonisten, die zu Helden werden könnten
  • Es treten mehr potentiell "gute" oder "böse" Zentralgestalten auf (den vielen Strängen geschuldet)
  • Die einzelnen Charaktere sind vielschichtig.
  • Viele bekannte typische Kernelemente eines Epos sind vorhanden
    • Kämpfer
    • Familienbande
    • mehrere Generationen
    • höfische stark ritualisierte Gesellschaften
    • klar werteorientierte Führer
    • Vielseitigste Begleiter
    • mystische Tiere
    • mystische Mächte nördlich einer Mauer
    • Sex and drugs
  • ähnlich einer Tollkiehnschen Erzählung wirkt dieser Epos weniger eingebettet in eine Kultur (unsere?)
    • vielleicht ist er aber auch besonders gut eingebettet, da wir ja mit allen Bausteinen etwas anfangen können
  • die Geschichte hat kein Ziel, entwickelt keine "Moral der Geschichte" sondern spielt mit moderner Vielfältigkeit und Verworrenheit, gleichzeitig in einem Settin, in dem jeder einzelne Charakter und Protagonist eher konservativ fixiert ist
  • Die Staffel 1 (Folgen 1 - 10) hat als Klammer zwei Parallelstellen mit Ned Stark:

Früh in Folge 1 schlägt er als Scharfrichter einem desertierten Mauerwächter (dem keiner seine Geschichte glauben will) den Kopf ab. - Spät in Folge 10 wird er (zu Unrecht des Verrats beschuldigt) auf gleiche Weise am Königshof hingerichtet.

  • Die sieben Königreiche als Analogie zur menschlichen Seele:

Das Böse wird draußen vermutet. Die Grenze zwischen Innen und Außen wird, wo nicht natürlich (als Meer) vorhanden künstlich (als Mauer) errichtet. Die von Innen wirkenden Wächter dieser Grenze nähern sich durch institutionalisierten Verzicht auf Liebe (in Form von Ehe und Familie) strukturell dem Bösen an. Das Böse und seine zersetzende Kraft ist (nicht nur damit) aber genauso im Innern zu Hause.

  • Tobias: Game of Thrones – Analyse. Januar 2016.

Dialektik der Technik

Das Spiel von Game of Thrones entspringt einer Differenz aus Schnee, die Nordwand, die das Böse aus der Kälte vom Guten des warmen Südens trennt. Und doch ist diese Trennung Schein. Zunächst ist die unüberwindbar scheinende Mauer ein Meister-Werk der Technik gegen die kalt-böse, zerstörerische Natur wilder Bestien und wilder Menschen, an ihr kommt Technik zur Anwendung (der Fahrstuhl) und man kann sie nur durch Technik durchbrechen (die Getriebe der Tunneltore). Und doch reicht sie nicht aus, weder in Richtung Norden noch in Richtung Süden. Denn das Böse (genaus so wie das Gute) ist nicht dort, wo es scheint.

Als Technikwerk zur Scheidung geschaffen, muss die Mauer durch Technik durchbrochen werden, um dort, wo das Böse im grünen Wald schlummert (die weißen Wanderer), dafür zu sorgen, dass es nicht aufwacht – oder wenn dem so ist, es zurückzudrängen, zu bekämpfen, in unendlichen Abfolgen immer wieder zu besiegen. Wie in Star Wars und in Herr der Ringe, ist Technik in Game of Thrones an Gleichschaltung und Normierung gebunden, an Traditionsverlust und Hörigkeit, an Krieger und Gebieter – auch wenn der eigentliche Techniker unsichtbar bleibt. Organisierende Kraft ist vielmehr der Widerstand gegen das Andere der Mauer, das Wilde, das Natürliche. Hier ist jedoch im Auge zu behalten, dass es zwischen Star Wars und Herr der Ringe auf der einen Seite und Game of Thrones auf der anderen Seite zu einer entscheidenden Verschiebung kommt: Tritt Technik in Form von Organisation, Gleichschaltung und Massenproduktion dort in die Dienste des Bösen – unter den Reihen der Orks und der imperialen Streitkräfte –, wird sie hier Mittel der Guten. Doch reicht das Mittel, wie angedeutet, nicht. Das Böse tötet die Widerständler, nähert sich und dringt auf verschlungenen Wegen auf die andere Seite (etwa in Form von Scheintoten).

Diese Durchdringung und Infiltration ist jedoch keineswegs einfach, keine einfache Bewegung von außen nach innen oder von Norden nach Süden. Die Wilde, die nach innen kommt, wird zum Objekt der Wildheit, die scheinbar draußen wohnt. Die Herrscher der Mauer erweisen sich als un-menschlich, arrogant, und allzu menschlich. Und dies Allzumenschliche versteht sich wiederum als Reaktion auf das Unmenschliche der Mauer, die ihrerseits Technik ist. Der Nordwächter gibt das ab, was der Mensch im Süden ist: Individualität, Liebe, Freundschaft, Familie. Er wird damit tendenziell zu dem, wovor er die anderen schützt. Durch diese Annäherung ist die Inversion programmiert. Das Böse im Guten ist auf beiden Seiten der Mauer. Die Wildlinge erliegen ihm genauso in der Kälte wie die feinen Südlinge in der Wärme. Umgekehrt wird der wilde Drogo immer mehr zum sublimen Kulturwesen, und die Herren der Wilden zu wilden Giftmischern.

Diese Logik durchdringt das Spiel, macht es zum Spiel, ist ein Spiel um Macht, ein Spiel um den Thron, oder dessen Plural im Raum seiner Differenzierung. Hier erweist sich Game of Thrones auch moderner als Herr der Ringe. Während das Auenland fern der Technik den Frieden einer durch und durch guten Welt darstellt, in dem das Böse nur spießbürgerliche Allüren durchläuft, kommt es in Game of Thrones auch im Hinterland – dem sich das Böse zugleich von Süden zu nähern scheint – zu einer systemisch ausgespielten Durchdringung von Gut und Böse in Form nicht endender Intrigen und Machtkämpfe. Hier scheint das Böse vergessen, so fern wie die Nordwand, und doch ist es präsenter als dort, ungetrennt, den Menschen inne. Keine Jedi-Ritter, keine Beutlinge, keine guten Menschen. Technikvergessen, setzen die Hinterwäldler auf eine Technik, die ihnen nur scheinbar hilft. Es bleibt zu hinterfragen, inwiefern diese Dialektik der Technik und ihre ambivalente Rolle derjenigen entspricht, durch die Horkheimer und Adorno Odysseus vereinnahmten.

Literatur, Quellen Links