Odyssee

Aus Epen-Zirkel-Wiki

1. Symposien

  • 1.Juni Rapfenangeln in Alt Schadow - siehe auch unsere Fotos
  • 23. Juni 2011 - 20:30 Uhr bei Matthias. Themen: Übersicht über die griechische Götterwelt (Andreas), zur Person Homers (Matthias), Versionen und Tonscherben - Textgenese (Tiemo)
  • 17. August 2011 - 20:30 Uhr bei Tobias. Themen: ...
  • 27.Mai 2012 - Bulettenessen

2. Fragen, Kurzeinträge, Thesen, Literatur

Fragestellungen

Übergreifende Thesen

2.3. Thesen

1. List, Erfindung, Erfahrung

In der Odyssee kommt es zu einer Autonomisierung der Gestaltung des Handlungsverlauf durch handelnde Menschen mit List, Erfindung und Erfahrung, gegenüber der Götterwelt und den Naturgewalten. Es gilt zu prüfen, inwieweit diese rezeptionsgeschichtlich gewichtige Einschätzung unter dem Titel der Individualisierung des Weltbezugs und der Immanenz menschlichen Seins (Selbstverantwortlichkeit, Selbstreferentialität, etc., etwa bei Adorno/Horkheimer)zutrifft, oder ob der Mensch dorch nur Marionette der Götter und eines unbekannten Schicksals ist. Stellen: - II/32-34: (Zeus): Welche Klagen erheben die Sterblichen wider die Götter! Nur von uns, wie sie schrein, kommt alles Übel; und dennoch Schaffen die Toren sich selbst, dem Schicksal entgegen, ihr Elend. - I/II: Zeus und Athene planen den Verlauf der Handlung, in den Telemachos und Odysseus eingebunden werden sollen. Ist das schon Vorherbestimmung oder nur Götter-Strategie? - es geht immer wieder um den listenreichen, erfindungsreichen Odysseus, und, spiegelbildlich dazu, um die listenreiche Penelope (II/115ff.). - II/101ff.: Interesante Doppelbewegung eines gewebten Schicksals durch die Horen (gewebe allerdings hier nicht im Text) und eines Gewebes der Penelope, mit dem sie die Hochzeit hinaisschiebt, da es nicht fertig wird. Pallas, könnt eman hier weiterdenken, nimmt das Schicksals-Gewebe selbst in die Hand, webst es, löst es wieder auf etc., hält dadurch die Handlung in einer Schwebe. - Erfahrung durch Alter, vor allem im Kontext der Versammlung, des Rats, sehr häufig. - der Kriegserfahrene (sehr häufig).


3. Versammlung und Rat

Durchgängiges Thema. Viele wichtige Entscheidungen werden durch Rat und Beratung im Zwiegespräch oder in der Versammlung unter Göttern und Menschen beschlossen.


4. Vater-Sohn-Beziehung

I-III: Telemachos als Ebenbild seines Vaters, seinem Vater gerecht werden, ihn Rächen etc.


5. Einebnung der Götter-Mensch-Beziehung, Ambivalenz der Macht

Götter-Mensch-Ebenen sind ineinander verwoben, durch miteinander zu erfüllende Absichten, Schicksalsbestimmungen, Leidenschaften, Liebe, Vorzüge, Listen etc. Alle Ebenen sprechen miteinander, verhaken sich, versuchen zu richten, beanspruchen Entscheidungsmacht, scheitern aber wieder, in einem ambivalenten Beziehungs- und Machtgefüge, das scheinbar zwischen Himmel und Erde seinen Ort hat.

6. Irrfahrt

Hier könnte das in der Moderne so bestimmende Thema des Sich-Verlierens in der Welt als menschliche Exisztenzkonstante anklingen, eng gekoppelt an das Thema der Selsbtfindung, der Individualisierung, der List und der Weisheit.


2.4. [?, hiernach Literatur] Epenvergleich: Schlüselthemen und vergleichende Charakteristik [Neues Unterkapitel: Bitte nachtragen, Tiemo]

1. Reise-Entfremdung-Rückkehr: Selbstfindung, Weisheit

In Odyssee, Gilgamesch, Beowulf und Nibelungen geht es immer zentral um eine Ausfahrt, ein sich entfernen von der sogenannten Heimat, der Geburtsstadt, des eigenen Landes, der eigenen Leute (zur Definition dieses Ursprungs: siehe Fragekatalog in den ersten beiden Gesängen der Odyssee an die Heimat des Fremden, etwa die verkleidete Pallas Athene oder an Telemachos bei Nestor). Durch die Entfremdung kommt es zu einer Auseinandersetzung, Veränderung des Entfremdeten und erneuten Rückkehr in das Bekannte, das nun verändert wird oder einen neuen Status erhält, der jeweils neu zu bestimmen wäre. Im NL wird diese Rückkehr durch den Tod Siegfrieds als Kontinuität einer Person unterbrochen, aber durch die Rückkehr von Hagen etc. an Siegfrieds Hof fortgesetzt. Der Bruch der Rückkehr ist handlungstragend, Rückkehr ist rächende Wiedereinrichtung des Rechten, analog zur rückkehrenden Irrfahrt von Odysseus. Vernetzte Themen: der Fremde, der Held, Entwicklung, Rache/Vergeltung, Gastfreudnschaft.

2. Der entfremdete Held

Stark auf ein oder zwei Protagonisten zentriert, geht es in allen Epen um einen zentralen Entfremdungsprozess durch Schlüsselereignisse (Krieg, Irrfahrt, Götterintervention, enttäuschte Liebe oder Freundschaft, Tücke ...). Thema vernetzt mit: Erfahrung (durch Entfremdung, Schlüsselereignis.

3. Entwicklung durch Erfahrung

Erfahrungen, vor allem durch Alter (Summe der Erfahrungen, Weisheit) und Schlüsselereignisse (tiefe Erfahrungen) spielen neben dem Transfer von Wissensebenen (etwa von der göttlichen zu der menschlichen) eine Erzählungs-konstituierende Rolle, außer in den NL bzw. ohne positive Rückläufigkeit im NL (Erfahrung wird in die Geschichte nicht re-investiert)?

4. Schlüsselereignis

Die Epen sind auf eine relativ kleine Anzahl von Schlüsselereignissen hin konzipiert, die eine weit über die betroffenden Personen hinaus geltende Bedeutung tragen. Verbundne mit: Meta-Erzählungen, Schicksal.

5. Meta-Erzählungen und Schicksal

So, wie die Odyssee teils eines Großzyklus (Argonauten etc.) ist, tritt das Motiv verwebter Geschichten (vielleicht nicht so strak in Gilgamesch?) in allen Epen auf, und zwar durch komplexe 'Gewebe' syn- und diachron. Anschaulich in der Odyssee als Gewebe der Horen? Stelle suchen. Das Erzähl-Gewebe ist teil eines Schicksals, das weder von Göttern noch von Menschen ganz kontrolliert wird und scheinbar passiv 'gestrickt wird' (Horen, Nornen etc.).

6. Gastfreundschaft und Rituale

Eng verbundne mit den Themen der Entfremdung, des Fremden und der Freundshcaft, ist Gastfreundschaft ein verbindendes Thema, dessen Eigengehalt schwer zu bestimmen ist. Es verbindet zunächst die Ausfahrten, indem eine Person von A in B ankommt, dann verbindet es Teilnehmer eines Schlüsselereignisses untereinander, dann allgemein Freunde und Menschen und Götter. Es ist verbunden mit Ritualen und formellen (höfischen) Abläufen, die sich auch im Götterritual (Kuh schlachen in der Odysee 3. Gesang etc.) wiederfínden. In der Odysee wird der Bruch der Gastfreudnschaft, deren Pervertierung durch die Freier, zum Grundmotiv der rächenden Rückkehr. Zur Gastfreundschaft gehören elementar: Wein/Met, Rinder/Schweine, Feuer, Erzählungen und Gesänge, Respekt/Aufmerksamkeit/Achtung, Demut.






Literatur, Quellen & Links

Basisliteratur

Zusatzquellen

Urhebergeschützt

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3. Ausführliche Themen

Textgenese

Antike

  • Urfassungen jahrhundertelang durch Sänger (Rhapsoden) - metrische Rhythmus und Verse als Gedächtnisstütze
  • Erste Schriftliche Fassungen entstanden 720 v.Chr. - dabei Einfügung der einführenden Gesänge der Telemachie
    • evtl. Zusammenfügung - Odysseus kommt heim und tötet Freier und Seefahrergesch.
  • 6 Jhd. v. Chr - Erstellung einer neuen textkritische Fassung auf Staatskosten in Athen durch Peisistratos
  • ca. 500 v. Chr. - Versuch der Lokalilsierung der Geschichte durch Herodot
  • Weitere frühe Zeugnisse des gewaltigen Einflusses der „Odyssee“ sind die Tragödien „Aias“ (450 v. Chr.) und „Philoktet“ (409 v. Chr.) des Sophokles sowie „Hekabe“ (424 v. Chr.) des Euripides?. Auch das Werk des römischen Dichters Ovid ist reich an Bezügen auf die „Odyssee“ und seinen Helden, wobei der Held Odysseus nicht nur gelobt, sondern auch getadelt und verspottet wird.
  • 300 v. Chr.- Berliner Homer Papyrus - Museum und Papyrussammlung, Staatliche Museen zu Berlin
  • 300 v. Chr. - Erster versuch der lokalisierug durch Erastothenes
  • 288 v. Chr. Fassungen auf denen die Heutigen vermutlich basieren - erstellt durch drei Bibliotheksvorsteher der Bibliothek von Alexandria
    • Zenodotos von Ephesos teilt in 24 Bücher auf
  • 200 v. Chr.- Londoner Homer Papyrius
  • Vergil („zweiter Homer“) nahm sie sich zum Vorbild, als er die Aeneis schuf. Er schildert darin das Schicksal des trojanischen Helden Aeneas, den es nach der Zerstörung der Stadt ebenfalls in aller Herren Länder verschlägt, bevor er sich in Italien niederlässt und zum mythischen Stammvater der Römer wird.

Neuzeit

  • Die älteste erhaltene Handschrift der ganzen Odyssee wurde im Konstantinopel des 12. Jahrhunderts angefertig
  • Inkunabeln, Erstdrucke, der Odyssee stammen aus dem 15. Jahrhundert
  • 17. Jahrhundert Erste Übertragungen
    • Salomon Certon 1604 ins Französische
    • George Chapman (1616) und von Alexander Pope (1713) ins Englische.
    • Johann Heinrich Voss (1781) ins Deutsche (metrische Übersetzung gilt als Klassiker) Gustav Schwab (19. Jahrhundert.) -> bekannteste Prosa-Übertragung
  • 1795 Homerforschung beginnt durch Wolf - These: Hat Homer evtl. nur Telemachie eingefügt? Grundlage von Wolfs Theorie war die Schriftlosigkeit der frühen Jahrhunderte; 1871 wurde die Schriftlichkeit der frühen Griechen jedoch durch einen Fund von etwa 740 v. Chr. bewiesen
  • nach Schoch (1926) Versuch einer astronomischen datierung - These: Odysseus kam 1178 zurueck nach Ithaka
  • durch die Odyssee inspiriert
    • Odysseus gilt daher als literarisches Vorbild für so unterschiedliche Figuren wie Goethes „Faust“ oder Jules Vernes Kapitän Nemo, dessen lateinischer Name (deutsch: „Niemand“) der Kyklopen-Episode entnommen ist.
    • Ulysses von James Joyce (1922) - Es schildert einen Tag, den 16. Juni 1904, im Leben des Anzeigenverkäufers Leopold Bloom, der durch Dublin streift, dabei alltägliche Dinge erlebt – die aber exakt mit Odysseus’ Abenteuern korrespondieren – und der spät nachts zu seiner Frau Molly heimkehrt.
    • Musik und Film
      • Il ritorno d'Ulisse in patria (Die Heimkehr des Odysseus, Venedig 1641) von Claudio Monteverdi
      • Georg Friedrich Händels letzte Oper Deidamia (London 1741)
      • Der Komponist August Bungert schuf nach der Odyssee in den Jahren 1898–1903 nach dem Vorbild von Richard Wagners Der Ring des Nibelungen eine ähnliche Tetralogie mit vier Opern unter dem Titel Homerische Welt mit den vier Teilen Kirke, Nausikaa, Odysseus’ Heimkehr und Odysseus’ Tod.
      • Die Odyssee von Fritz Lang - nicht fertiggestellt
      • Die Fahrten des Odysseus mit Kirk Douglas (1954)
      • Jean-Luc Godards Die Verachtung (1963) spielt am Set einer Odyssee-Verfilmung von Fritz Lang (gespielt von Fritz Lang)
      • Stanley Kubricks Science-Fiction-Klassiker 2001: Odyssee im Weltraum (1968)
      • O Brother, Where Art Thou? von Ethan und Joel Coen greift Elemente der Odyssee (2000)

Homer

Griechische Götterwelt

Spezialthemen

Zur Entwicklung der Schrift in Griechenland

Schon Jahrhunderte vor Entstehung des griechischen Alphabets war die griechische Sprache schriftlich festgehalten worden. Die mykenische Kultur verwendete vom 14. bis 12. Jahrhundert v. Chr. eine Silbenschrift, die aus der Schrift der Minoer Kretas entwickelt worden war. Nach dem Untergang der mykenischen Kultur geriet sie aber während der sogenannten „dunklen Jahrhunderte“ (12.–9. Jahrhundert v. Chr.) wieder in Vergessenheit. Einzig auf Zypern hielt sich die kyprische Schrift, die den kretisch-minoischen Schriften nahe stand. Das griechische Alphabet steht in keiner Verbindung dieser Silbenschrift.

Das griechische Alphabet stammt von dem phönizischen Alphabet ab. Die genauen Umstände sowie Ort und Zeit der Entstehung sind weitgehend unbekannt. Wahrscheinlich geschah die Übernahme im 9. Jahrhundert v. Chr., auch wenn manche Forscher einen früheren Zeitpunkt annehmen. Als Entstehungsorte werden Euböa, Kreta, Rhodos und Zypernvorgeschlagen. Die ersten überlieferten griechischen Inschriften, auf der Dipylon-Kanne von Athenund dem Nestorbecher von Pithekussai, stammen aus dem frühen 8. Jahrhundert v. Chr.